Wiederherstellung der „Heidelandschaft“ auf der Botenheimer Heide
Ziel: Rückführung eines Teils der Fläche in den ursprünglichen Zustand, der bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts vorhandenen Heidelandschaft.
Heidekraut (Calluna Vulgaris), auch Besenheide genannt, ist nur noch an wenigen Stellen in Baden-Württemberg großflächig vorhanden. Das Heidekrautgewächs wächst relativ langsam und wird bis zu 40 Jahre alt. Heidekraut wächst auf stickstoffarmen, mageren Böden und blüht von Spätsommer bis Herbst weiß und rosa bis purpur. Die Blüte des Heidekrauts zeichnet sich durch reichlichen Insekten- und Bienenbesuch aus.
Vorarbeiten: Damit die lichthungrige Pflanze überhaupt eine Überlebenschance hat, musste eine ca.1,5 ha große Fläche von Bäumen und wild wachsenden Gehölzen befreit werden. Diese Arbeiten wurden größtenteils von der Forst- und Naturschutzbehörde durchgeführt. Beim Landschaftspflegetag 2009 wurden durch TSV-Mitglieder und weitere Botenheimer Bürger jede Menge Bäume und Sträucher gefällt. Im Rahmen des Landschaftspflegetages 2011 wurden dann die restlichen Kleingehölze entfernt sowie ca. 300 Holzpfosten in 2,5 m Abstand eingesetzt, was sich als mühevolle Arbeit herausstellte. Zuerst mussten mit einem motorbetriebenen Erdbohrer Löcher in den steinigen Untergrund gebohrt werden. Dazu brauchte es starke Männer – und Fußballer des TSV sind das... . In diese Bohrlöcher wurden dann die „Stickel“ mittels einer sogenannten „Katze“ eingeschlagen. Der Bauhof der Stadt Brackenheim brachte danach 3 Holzgatter sowie eine Schlupftüre an. Auch das Anbringen des Zaunes erledigten Bauhofmitarbeiter.
Pflege durch Schafbeweidung: Wäre die nun freiliegende Fläche sich selbst überlassen, wäre in kürzester Zeit das Gelände wieder mit allerlei Gehölz überwachsen, was zur Wiederverbuschung führen würde. Die Naturschutzbehörde (Obere in Stuttgart und Untere in Heilbronn) hat viele Jahre mit verschiedensten Maschinen und „von Hand“ das noch vereinzelt vorhandene Heidekraut freigeschnitten, das angefallene Mähgut aufgenommen und abgefahren. Diese Arbeiten sind sehr aufwendig und teuer, auch wurden trotz größter Vorsicht frisch nachwachsende Heidepflanzen abgemäht.
Daher brauchte es Schafe: „Schafe fressen alles“ – aber sehr ungern das Heidekraut. Lediglich die Spitzen werden gerne abgefressen, was aber gewollt ist, damit sich das Heidekraut nicht nur in die Höhe sondern auch in die Breite entwickelt. Der gefressene und wieder ausgeschiedene Samen wird durch die Schafe auf der Weidefläche automatisch verteilt, der ausgeschiedene Kot dient zugleich als Dünger. Außerdem bleiben die Heidekraut-Samen kurzfristig auch an Hufen oder am Fell hängen und werden an anderen Stellen wieder verloren. Somit ein nahezu perfekter Kreislauf.
Die Schafe: Das Coburger Fuchsschaf gehört zu den vom Aussterben bedrohten Rassen. Anfang des 20. Jahrhunderts besonders in kargen Mittelgebirgslandschaften noch weit verbreitet, danach auf Grund geänderter Leistungsansprüche nahezu ausgestorben. Schäfer Fritz Sigloch aus Meimsheim hat sich diese Schafe extra angeschafft - um zum einen die Rasse zu erhalten und zum anderen, da dies die am besten geeignete Rasse zur Pflege der Heidelandschaft ist. Zunächst stellte er 16 Schafe in die Koppel und schon nach wenigen Wochen kamen 6 Lämmer auf der Heide zur Welt, was natürlich große Freude bei allen am Projekt Beteiligten und Wanderern auslöste!
Von der Botenheimer Heide aus alter Zeit
„Zur Zeit der Blüte wird die Botenheimer Heide von Fremden gerne besucht. Herrliche Aussicht von dort“
(entnommen aus dem Zabergäu-Verkehrsbuch 1930)
Heide im Sturm
Bleigrau hängen die Wolken, wollen die Erde erdrücken.
Trotziger Sturmwind über der Berge bewaldeten Rücken,
geisterhaft den Nebel treibt, Wolkenschleier zerreißt und
die Phantasie mit neuen Bildern füllt und speist.
Längst ist verstummt der munt´ren Vöglein froher Sang.
Jetzt sitzen Sie, geschützt und still, im Nest am Bergeshang.
Eng an das schützende Erdreich das Heidekraut sich schmiegt,
die stolze, wetterfeste Eiche im brausenden Element sich wiegt.
Das Föhrenwäldchen ächzt und stöhnt unter des Sturmes Last,
hier knickt er einen Zweig, dort einen lebensmüden Ast.
Horch! Es pfeift in den Wipfeln, es rauschet und brauset der Wald,
ungebändigt herrschet des Sturmes entfesselte Macht und Gewalt.
Urwüchsig, unberührt von des Menschen gestaltender Hand,
blicken die Wälder, duckt sich violett das Heideland.
Das Raunen und Rauschen der Bäume lässt dich erfahren,
dass es so schon war uns ist seit vielen tausend Jahren.
Auch so kann sich die Heidelandschaft im Sturmbraus zeigen. Vor dem zweiten Weltkrieg war die Botenheimer Heide im August ein zusammenhängender Teppich aus violett blühendem Heidekraut umgeben von einem idyllischen Forchenwäldchen. In einem alten Gemeinderatsprotokoll war zu lesen, dass die Botenheimer Heide im Turnus von 15 Jahren „auf den Stock gesetzt“ wurde, also abgeholzt wurde. Die einzelnen Lose wurden an die Einwohner verkauft. In den folgenden Jahren trieben die Schäfer ihre Schafe auch im Sommer auf die “Heide“. Das lichtbedürftige Heidekraut konnte sich so prächtig vermehren! Dazu kam, dass die Schafe die Baumkeimlinge von den Eichen und Weiden als Konkurrenz verbissen und so die natürliche Waldentstehung verhinderten.
Hier möchte ich eine kleine Episode einfügen (Quelle: Walter Stengel † aus Botenheim): Während der „Erzeugerschlacht im dritten Reich“ durfte der Dreschmaschinenbesitzer Fritz Riedel † mit seinem vollgummibereiften Lanz-Glühkopf-Traktor ca. 25 ar der Botenheimer Heide umpflügen. Er säte Hafer ein, der jedoch nur 40 cm hoch wurde und das Ernten sich nicht lohnte! Ende des zweiten Weltkrieges oder kurz danach, wurde die Botenheimer Heide zum letzten Mal abgeholzt. Da die Schafe fehlten, bildete sich nun ein Heidewald mit überwiegendem Eichenbestand, unterbrochen von Weiden und Forchen, einigen wilden Kirschen und wenigen Birken. Das Heidekraut verschwand. Im Unterholz des Heidewaldes breiteten sich wilde Brombeeren aus.
Zum Schluss
Ich möchte mich bei allen an dem Projekt „Heidekraut Botenheimer Heide“ beteiligten Personen
und Institutionen für Ihre Mithilfe, und Finanzierung bedanken!
Herr Traub | Obere Naturschutzbehörde Stuttgart |
Herr Ogger | Naturschutzbehörde Heilbronn |
Herr Kieser | Bürgermeister Stadt Brackenheim |
Herr Hönnige | Bauhofleiter |
Herr Fritz Siegloch | Schäfer aus Meimsheim |
Familie Bühler | Schäfer aus Botenheim |
Herr Benjamin Kühner | aus Botenheim (Stickelspende) |
...und bei den Personen, die tatkräftig mitgewirkt haben und es hoffentlich auch weiterhin tun!
Harry Schmid
ehem. 1. Vorsitzender TSV Botenheim
Im August 2011
Und so singt man noch heute zu verschiedensten Anlässen, hauptsächlich nach Siegen der Botenheimer Fußballer, das Heidelied
(Quelle: TSV Liederbuch / 2003)
Auf der Heid, da isch so gmütlich, auf der Heid da isch so schön,
scheint die Sonn‘ am allerersten, scheint sie auch am längsten hin.
Refrain: Da wo die Wälder heimlich rauschen, da wo das Heideröslein blüht,
mit keinem König möchte ich tauschen, ja weil da drobn mei Häusel steht.
Drauß im Wald, da wachsen Schwammerln, schreit der Kuckuck und springt das Reh,
über alle Berg und Höhen, pfeift der Wind allweil juchee.
Refrain: Da wo die Wälder ...
Bin scho weit in d`Welt naus komma, hab scho viele Länder g´sehn,
doch so schön wie unsre Heide, isch koi oinzig´s Fleckle gwä.
Refrain: Da wo die Wälder...
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